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Historie (Text)
Der Dom von Wetzlar bietet ein für Deutschland einzigartiges Erlebnis. Alle Architekturepochen im Kirchenbau vom 12. bis zum 16. Jahrhundert können Sie hier entdecken.
Salvatorkirche
Rund 900 Jahre nach Christi wird der heutige Dom als Salvatorkirche geweiht. Seine erste Widmung gilt also Jesus Christus dem Erlöser der Welt.
Reste dieser Kirche sind unter dem heutigen Chor im Ostteil nachgewiesen worden.
Spätromanische Stiftskirche
Der Salvatorkirche folgt rund 100 Jahre später eine spätromanische Stiftskirche, d.h. eine Kirche mit eigenen Rechten und Liegenschaften. Zwei Herzöge waren die Begründer des Marienstifts, das im Laufe der folgenden Jahrhunderte eine bedeutende Rolle für den Dom und für die Stadt Wetzlar einnehmen wird. Auch diese Kirche ist heute noch sichtbar. Der romanische Turm, der sogenannte Heidenturm und das Heidentor sind Bestandteile aus dieser Epoche.
Die für uns heute ungewöhnliche Begriffe „Heidenturm“, „Heidentor“ und auch „Heidenhof“ resultieren daraus, dass die Menschen, die zum ersten Mal diesen Hof betraten und durch das Eingangsportal den Weg in die Kirche nahmen, als Heiden, also als Ungetaufte galten. Als Getaufte und damit als Christen verließen sie sie wieder.
Gotischer Dom
Die Stiftskirche bleibt noch weitere 200 Jahre ein vergleichsweises bescheidenes Bauwerk im kleinen Marktflecken Wetzlar. Erst 1230 wird mit dem Bau des bis in die heutige Zeit erhaltenen Doms begonnen. Inzwischen hat die Stadt die besondere Aufmerksamkeit des Kaisers Friedrich Barbarossa erlangt. Dies verdankt Wetzlar seiner geographischen Lage. Zwei wichtige Handelsstraßen kreuzen sich hier: Die eine verläuft von Antwerpen bis nach Frankfurt. Die andere führt von Mainz bis Lübeck. Kaiser Friedrich Barbarossa verleiht der Stadt die Rechte einer Reichsstadt und damit blühen Handel und Handwerk.
Zur gleichen Zeit wird die Stiftskirche auch die Pfarrkirche, also die Hauptkirche der Wetzlarer Christen.
Es vergehen weitere 260 Jahre, bis die Bauarbeiten abgeschlossen werden. Der hölzerne Spitzhelm auf dem Südturm beendet den vorerst letzten gotischen Bauabschnitt.
Nun, 260 Jahre ohne Gottesdienst wären eine lange Zeit gewesen. Die Lösung ist einfach: die neue Kirche wird um den Vorgängerbau herum errichtet, so dass im Innern weiterhin Gottesdienste gefeiert werden können. Nach Fertigstellung der neuen Kirche werden die Mauern des alten Gotteshauses beseitigt.
Während der Bauphase werden auch mehrere Altäre gestiftet, die ihren Platz im Nord- und im Südschiff haben.
Wie heute evangelische und katholische Christen sich den Dom teilen, teilen sich auch damals die Stiftsangehörigen und das normale Volk die Kirche. Um 1340 wird ein Lettner erbaut, der den Chorbereich vom übrigen Teil der Kirche trennt. Der Chorbereich ist den Stiftsangehörigen vorbehalten.
Im 15. Jahrhundert führt eine finanzielle Not der Stadt zum Einstellen aller Bauarbeiten am Dom. Der Nordturm kann nur bis zum ersten Stockwerk fertiggestellt werden. Der Plan der Stiftsherren von zwei imposanten Kirchtürmen und prächtigen Portalen wird niemals vollendet.
Gerade diese Unvollkommenheit ist eindrucksvoller Beleg für die wechselhafte Geschichte der Stadt Wetzlar. Und diese geht weiter, denn die Einstellung der Bauarbeiten fällt in den Beginn der Reformation in Europa. 1542 bekennt sich der Stadtrat offiziell zum evangelischen Glauben. Damit beginnt der Niedergang des katholischen Marienstifts. Lediglich die Stiftsherren und ihr Gesinde bleiben katholisch. Im Dom gehört ihnen nur noch der Chorbereich. Der gesamte andere Teil, also Haupt-, Süd- und Nordschiff werden von der evangelischen Gemeinde genutzt. Zwei Konfessionen unter einem Kirchendach. Bis heute ist der Wetzlarer Dom eine der ältesten Simultankirchen Deutschlands.
Der Dreißigjährige Krieg, schwedische und spanische Besatzungen sowie der Einzug kaiserlicher Truppen ziehen über das Land und die Gemeinde hinweg und hinterlassen Armut und Zerstörung. Erst der westfälische Frieden von 1648 bringt wieder etwas Ruhe in die Stadt. Die Blütezeit wie im 13. Jahrhundert wird allerdings nie mehr erreicht.Gegen Ende des 17. Jahrhunderts flackert ein Hoffnungsschimmer auf. Die Reichsstadt Wetzlar wird Sitz des obersten Gerichts für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Dieser Hoffnungsschimmer hält nicht lange an.
Ab 1806
Gut 100 Jahre später, 1806, endet das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und damit enden auch die Zeit des Reichskammergerichts und der Status als Reichsstadt. Ein erheblicher Verlust an Einwohnern und große Armut sind die Folgen.
Diese Verarmung spiegelt sich auch im baulichen Zustand des Wetzlarer Doms wider.
Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kommt es zu umfangreichen Renovierungsarbeiten. Die dominierende evangelische Gemeinde beseitigt im Zuge der Renovierung katholische Insignien und entfernt alle noch vorhandenen Altäre in den Seitenschiffen. Die Baumeister heben den Boden der Kirche bis zu einem Meter an und statten die Kirchenschiffe mit Kirchenbänken aus, in denen bis heute gebetet und Gottesdienst gefeiert wird.
Die zweite umfassende Renovierung findet von 1904 bis 1910 statt. Inzwischen ist der Bauzustand des Doms so desolat, dass er vor einer Schließung steht. Die Beseitigung dieser immensen Bauschäden verschlingt rund 1 Mio. Mark, was heute einer Kaufkraft von rund 6 Mio. EURO entspricht.
1933 wurde die kleine katholische Domgemeinde nach über 1000 Jahren Zugehörigkeit zum Bistum Trier dem Bistum Limburg unterstellt.
Zweiter Weltkrieg
Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges ist Ruhe in die Instandhaltung des Doms eingekehrt. Eine Ruhe, die ein jähes Ende findet. Am 8. März 1945 fällt eine amerikanische Fliegerbombe auf den Dom und zerstört mit einem Schlag Jahrhunderte alte Baukunst.
Wie überall in Deutschland, beginnt auch in Wetzlar der Wiederaufbau. Auch am Dom sind bis Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre die Bombenschäden beseitigt. Den Lettner allerdings gibt es nicht mehr.
Erfreulich für die katholische Bevölkerung ist deren Zuwachs durch die hohe Anzahl an Vertriebenen nach dem zweiten Weltkrieg. Eine gemeinsame Nutzung der Kirche durch beide Konfessionen, wie es ihre Stiftsvorväter und die protestantische Gemeinde schon vorgelebt haben, dauert daher an. Der Wetzlarer Dom bleibt Gotteshaus für ein ökumenisches Miteinander.
Geistliche Gedanken
1 Mose 2 (4-9, 15)
4 Das ist die Geschichte der Entstehung von Himmel und Erde, als sie erschaffen wurden. Zur Zeit, als Gott, der HERR, Erde und Himmel machte, 5 gab es auf der Erde noch keine Feldsträucher und wuchsen noch keine Feldpflanzen, denn Gott, der HERR, hatte es auf die Erde noch nicht regnen lassen und es gab noch keinen Menschen, der den Erdboden bearbeitete, 6 aber Feuchtigkeit stieg aus der Erde auf und tränkte die ganze Fläche des Erdbodens. 7 Da formte Gott, der HERR, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. 8 Dann pflanzte Gott, der HERR, in Eden, im Osten, einen Garten und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte. 9 Gott, der HERR, ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, begehrenswert anzusehen und köstlich zu essen, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. …
… 15 Gott, der HERR, nahm den Menschen und gab ihm seinen Wohnsitz im Garten von Eden, damit er ihn bearbeite und hüte.